1910 veröffentlichte Simms den autobiografischen Band "Meine Bilder" und stellte ihm die Zeilen eines Schubert-Lieds voran: "Du holde Kunst, in wie viel grauen Stunden/Wo mich des Lebens wilder Kreis umstrickt/Hast du mein Herz zu warmer Lieb entzunden ..." Da erwies sich der ansonsten sehr förmliche und total humorlose Henry B. doch tatsächlich als ein verkappter Romantiker! Vielleicht hatte ja die Kunst ihn dazu gemacht. Bereichert hat sie sein Leben gewiss, wenngleich er bei den Hanseaten dann doch nicht die Anerkennung fand, von der er geträumt hatte. In Gustav Schieflers "Kulturgeschichte 1890-1920" kommt Simms als Sammler gar nicht gut weg. "Im Ganzen machte seine Sammlung nicht den Eindruck einer liebevoll getroffenen Wahl. Sie hatte in ihrem schnellen Wachstum etwas Gewaltsames, Gewolltes, Geschwollenes."
Ein hartes Urteil - und wohl auch ein bisschen ungerecht. Denn mangelnde Liebe zur Kunst darf man Simms, diesem Selfmademan in Sachen Bildung, sicher nicht nachsagen. Und die Highlights seiner Kollektion waren allemal bestechend. In der Kunsthallen-Ausstellung "Picasso, Beckmann, Nolde und die Moderne" kann man sich davon überzeugen. Mit 18 Ölbildern ist Simms übrigens in dieser Schau so stark vertreten wie kein anderer Sammler.
Anlässlich des 25. Firmenjubiläums (1883 bis 1908) brachte Simms in Privatauflage für Freunde und Geschäftspartner sein Buch "Meine Bilder" heraus. Die Auflage war 500 Stück.
In tagebuchartigem Erzählstil überliefert er seine Erinnerungen und Gedanken zu Kunst und Künstlern. Er berichtet von Reisen und Kunstkäufen, von Begegnungen mit Künstlern und einzelnen Kunstwerken. Seinen sehr persönlichen, oft wertenden Ausführungen fügt Simms im zweiten Teil des Bandes einen repräsentativen Querschnitt seiner Sammlung in Bildtafeln bei. Das Buch ist heute eine Quelle zur Rekonstruktion seiner Sammlung.
Die Geigenspielerin
1900
Bei der porträtierten Frau handelte es sich um die damalige Lebensgefährtin Gerhart Hauptmanns Margerete Marschalk.
Kunstsammlungen Chemnitz (private Leihgabe)
Lovis Corint
Mädchen mit Stier
1902
Corinth schreibt an seine Frau Charlotte: "Die Bilder wirken nicht, weil jedes immer von verschiedenen Seiten Licht bekommt. Den "Stier" hat er im obersten Treppenhaus hingehängt. Die "Andromeda" steht im Souterrain".
Lovis Corinth
Perseus und Andromeda
1905
Warum Simms die mythologische Szene ausgerechnet ins Untergeschoss verwies, lässt sich wohl mit der provokanten Nacktheit der Königstochter erklären.
Als Postkartenmotiv wurde das Bild damals von der Polizei konfisziert.
Scweinfurt,
Museum Georg Schäfer
Lovis Corinth:
Modellpause
1909
Dresden, staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Neue Meister
Lovis Corinth, Reiter,1909
war in der Sammlung Deyhle, Stuttgart
Lovis Corinth
Porträt Henry Simms
1910
Dortmund,
Museum für
Kulturgeschichte
Lovis Corinth: Terrasse in Klobenstein 1910, Henne, Trudel und Herbert
Hamburger Kunsthalle
Minna Beckmann-Tube mit einem violetten Schal
1910
1920 verschenkte Simms dieses Bild an seinen jüdischen Freund und Nachbarn Paul I. Heymann.
Dem gelang es letztlich, das Gemälde mit ins amerikanische Exil zu nehmen.
1983 wurde es ans
Saint Louise Art Museum verkauft.
Max Beckmann
Minna Beckmann-Tube mit rosaviolettem Grund
1906
Hamburger Kunsthalle
Max BeckmannStilleben mit roten Rosen1914
Dicht an dicht füllen rote und weiße Rosen vielfach gestaffelt die Leinwand. Im Vordergrund findet sich ein Brief, eine Depesche?
Schuller, Wertheim
Max Beckmann
Bau des Hermsdorfer Wasserturms,
1909
Städelsches Kunstinstitut
Frankfurt
Max Beckmann
Wasserturm bei Hermsdorf
1913
Stadtmuseum Berlin
Max Beckmann
Max Reger
1917
Kunsthaus Zürich
von Habermann
Der verlorene Schuh
1896
Aktbild, auch als "der verlorene Schuh" bezeichnet, weil das Modell darüber nachzusinnen scheint, wo sein zweiter Schuh geblieben ist.
Gertrud Simms
Gemälde
Hugo von Habermann
1909
Hamburger Kunsthalle
Gertrud Simms
Gemälde
Hugo von Habermann
1910
Hamburg Museum
Liliencron
Arthur Illies
Schwäne auf der Alster
1908
Georg Kolbe
Kauerndes Weib
Marmor
1906
Georg Kolbe
Trost
Marmor
1906
Georg Kolbe
Badende Mädchen
Marmor
1906
Simms verzeichnet es als
"Spanischer Bajazzo"
Bekannt ist es als
Gouache
1905
Frühling im Wald bei Aumühle
Friedrich Schaper
1903
Gertruds Elternhaus in Wandsbek, Schillerstraße 48
Les Bords de l'Oise,
undatiert,
Verbleib unbekannt.
Das Gemälde aus der Sammlung Simms ist dem der National Gallery in Washington sehr nahe, aber nicht identisch.
Ferdinand Hodler
Weibliche stehende Gestalt
19010
Focus Galerie, Zürich
Ferdinand Hodler
Der Baumfäller
Ferdinand Hodler
1910
Über die genaue Größe der Sammlung von Henry B. Simms gibt es keine Angaben. Jedenfalls hatte der Katalog mit Reproduktionen der hauptsächlichen Werke, den Simms 1910 als Privatdruck herausgab, einen beachtlichen Umfang. Eine Ausstellung in der Hamburger Kunsthalle im Jahr 1918 zeigte 169 Gemälde aus der Sammlung. 1930, einige Jahre nach dem Tod von Henry B. Simms wurden 68 Gemälde aus seiner Sammlung in Berlin versteigert.
Das Auktionshaus Paul Cassirer in Berlin leitete die Versteigerung der Sammlung von Henry B. Simms und veröffentlichte diesen Katalog:
Weitere Bilder wurden nach dem Tode seiner Frau Gertrud veräußert. Über den Verbleib der übrigen Bilder ist nichts verzeichnet.
Der Verbleib etlicher Bilder der Sammlung Henry Simms ist ungeklärt